Bahntrassenradwege in Deutschland

Bahntrassen-Radtouren führen durch schöne Landschaften. Die Idee ist nicht gänzlich neu, alte bzw. stillgelegte Bahnstrecken in Wander-, Reit- und Fahrradwege umzufunktionieren. Dennoch darf man wohl behaupten, dass das sogenannte „Bahntrassenradeln“ bei uns in Deutschland erst in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat.
Als Vorbilder für die Bahntrassenradwege gelten die Rail Trails in den Vereinigten Staaten, wovon einige bereits in den 1970er-Jahren entstanden (z.B. Elroy-Sparta State Trail, Illinois Prairie Path). Ebenso existieren Beispiele für die erfolgreiche Wiederbelebung von ungenutzten Bahnstrecken für den Fahrradtourismus in Kanada, Australien, Großbritannien, Belgien und natürlich den Niederlanden. Selbst die Spanier haben recht frühzeitig das Potential von Bahntrassen-Radwegen erkannt und 1993 das Förderprogramm „Vías Verdes“ eingerichtet. In Zusammenarbeit von Eisenbahngesellschaft und Umweltministerium entstanden in ganz Spanien bis heute ca. 80 Vías Verdes (Grüne Wege) bzw. Caminos Naturales (Naturwege), die für Fahrradfahrer und teilweise auch für Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Reiter hergerichtet wurden.

Nicht alle Bahntrassenradwege sind asphaltiert.Auch in Deutschland hat seit der Stilllegung von immer mehr Eisenbahnlinien das Thema Bahntrassenradeln eindeutig an Beliebtheit gewonnen, denn gerade die Sonntagsradler bzw. die Genuss- und Freizeitradler schätzen die Radwege auf alten Bahntrassen. Die neu eingerichteten Bahntrassenradwege sind nämlich zumeist gut beschildert und gesichert, zum Teil neu asphaltiert und als Fahrradfahrer muß man keinen Autoverkehr auf der Strecke fürchten. Ebenso schmälern auch keine plötzlichen Anstiege bzw. enge Kurven das familiäre Rad-Freizeitvergnügen. Allein einige dunkel-feuchte Tunnel und hohe Viadukte können bei Klaustro- oder Akrophobikern für etwas Angst sorgen.

Radwandern auf ehemaligen Bahnstrecken.Anders als bei vielen deutschen Fernradwegen, die oftmals auf oder neben der Straße verlaufen und bei denen die Streckenführung vor allem häufig bergauf und bergab geht, liegt der Reiz des Bahntrassenradelns eindeutig im radtouristischen Netz selbst. Radwege fernab von Autostraßen sowie Radwegeführungen über Wirtschaftswege, ehemalige Bahntrassen, Leinpfade usw. gelten unter Genussradlern als Grundvoraussetzung für eine gelungene Radtour bzw. Fahrrad-Reise. Beim Radfahren auf Bahntrassen die stillgelegt bzw. in Radstrecken umgewandelt wurden, kann der radfahrende Genießer in einen bequemen Gang schalten und während des gleichmäßigen Pedaltritts ungestört die schöne Landschaft und die lokalen Sehenswürdigkeiten bestaunen. Steile Streckenabschnitte sind die Ausnahme und uneinsehbare Kurven gibt es auch nur selten. Das Bahntrassenradeln gestaltet sich deshalb eher wie eine touristische Eisenbahnfahrt per umweltfreundlicher Muskelkraft, die bestens zum Lebensstil auf Basis von Gesundheit und Nachhaltigkeit passt. Eine Radwanderung auf ehemaligen Bahnstrecken führt nicht selten entlang von Wiesen, Weiden und Kornfeldern durch faszinierend unverbaute Landschaften und trägt zum Naturverständnis des heutigen Stadtmenschen bei.

Einziger Wermutstropfen für die reinen Freizeitradler, die sich verstärkt für Radwege und Radrundfahrten in der Natur interessieren, bleibt die Tatsache, dass die meisten der ca. 500 deutschen Bahntrassenradwege relativ kurz und auch nur unzureichend miteinander verknüpft sind. Wer also eine Rundfahrt bzw. Radreise mit seinem Drahtesel auf verschiedenen vormaligen Eisenbahntrassen machen möchte, der muss in Kauf nehmen, dass zwischen den Teilstrecken auf den Bahntrassen immer mal wieder zahlreiche Kilometer überbrückt werden müssen. Sei es per Zug, mit organisiertem Fahrradtransfer, per regionaler Buslinie mit Fahrradanhänger, oder eben über Strecken bzw. Autostraßen die für den bereits erwähnten Ausflugsradverkehr als auch für den Radreiseverkehr eher ungeeignet erscheinen.