Selbst wenn seit 1960 Rio de Janeiro nicht mehr die Hauptstadt Brasiliens ist, so ist Rio zumindest für die selbstbewussten Cariocas, wie sich die Einheimischen in Rio nennen, weiterhin die heimliche Hauptstadt geblieben. Deshalb wird einem Rio-Urlauber auch gleich beim Taxi-Transfer vom Flughafen zur Copacabana vom einheimischen Taxifahrer erklärt, daß Gott für die Erschaffung der Welt bekanntlich sechs Tage gebraucht hat, um dann am siebten Tage sein Meisterstück zu vollbringen: Rio de Janeiro.
Und wer als Rio-Tourist einmal die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht hat, der trägt diesen Mythos gerne weiter. Schließlich besitzt Rio de Janeiro mit Corcovado und Zuckerhut gleich zwei Wahrzeichen, was bei manchem Rio-Besucher nicht selten ein richtiges Aha-Erlebnis hervorruft. Oftmals denken Rio-Touristen nämlich, daß die Christus Statue (Christo Redentor) auf dem Zuckerhut steht. Da die Statue sich aber auf dem 710 Meter hohen Granitfelsen Corcovado befindet und der ca. 400m hohe Zuckerhut eine ganz eigene Sehenswürdigkeit darstellt, ist das üppige Ausflugsprogramm für Rio nur selten auf einer Kurzreise bzw. Brasilien-Rundreise zu bewältigen. Nachfolgend möchten wir deshalb die vielfältigen Ausflugsziele von Rio-Stadt und des Bundesstaates Rio de Janeiro etwas genauer vorstellen. Denn Rio hat weitaus mehr zu bieten als Samba, Karneval und die Traumstrände von Ipanema und Copacabana.
Die altehrwürdige „Confeitaria Colombo“ ist ein Kaffeehaus im Jugendstil im Geschäfts- bzw. Finanzzentrum (Centro) von Rio de Janeiro und als solche schon lange eine Institution und mittlerweile auch eine Touristenattraktion. Die Confeitaria Colombo in der Rua Gonçalves Dias, einer Seitenstraße der belebten Avenida Rio Branco, erinnert an europäische bzw. an die traditionellen Wiener Kaffeehäuser und wurde im Bau- und Einrichtungsstil an die berühmte Pasteleria Ferrari in Lissabon angelehnt. Die Confeitaria Colombo wurde bereits im Jahre 1894 eröffnet und ist heute eine Kombination aus Kaffeehaus, Teestube und Restaurant.
An der Avenida Rio Branco liegen auch der Praça Floriano, der Vorplatz des Teatro Municipal (Stadttheater) und das sogenannte Unterhaltungs- und Vergnügungsviertel Cinelândia. Das prachtvolle Stadttheater von Rio wurde zwischen 1905 und 1909 von Francisco de Oliveira Passos erbaut. Sehenswerte Ausflugsziele für kulturinteressierte Touristen an der Avenida Rio Branco sind darüber hinaus die Nationalbibliothek „Biblioteca Nacional“ und das Nationalmuseum der Schönen Künste (Museu Nacional de Belas Artes).
Ein weiteres beliebtes Ausflugsziel ist der Botanische Garten von Rio de Janeiro. Der Jardim Botânico beeindruckt den Besucher auf den ersten Blick mit seiner Allee aus ca. 30m hohen Königspalmen. Im eigentlichen Botanischen Garten kann man dann einen gewissen Eindruck von der Pflanzenwelt des tropischen Regenwaldes erleben.
Noch mehr Regenwald-Vegetation finden Rio-Urlauber nur noch auf einem Ausflug in den Tijuca-Nationalpark. Der Parque Nacional da Tijuca liegt direkt unterhalb der Christusstatue und gilt als der größte Stadtpark der Welt. Der 120 qkm Naturpark (Biosphärenreservat der UNESCO) bietet viel unverfälschte Natur, Regenwald, kleinere Wasserfälle und kann auf einigen Wegen auch durchfahren werden, da im Tijuca-Nationalpark auch zahlreiche beliebte Aussichtspunkte zu finden sind. Ein beliebtes Ausflugsziel in der Tijuca-Gebirgskette ist beispielsweise der Aussichtspunkt „Vista Chinesa“, ein chinesischer Pavillon inmitten des Nationalparks Floresta da Tijuca (Alto da Boa Vista), von wo aus man einen herrlichen Ausblick über die Millionenmetropole Rio genießen kann.
Mehr als nur ein Geheimtipp ist mittlerweile das Künstlerviertel Santa Teresa in Rio. Der auf einem Hügel liegende Stadtteil von Rio de Janeiro verdankt seine Popularität vor allem seiner in die Jahre gekommenen gelben Straßenbahn. Über die Hügel von Santa Teresa und über das Viadukt Arcos da Lapa rumpelt diese letzte verbliebe Trambahn aus längst vergangen Zeiten. Eine Fahrt mit der „Bonde de Santa Teresa“ ist deshalb für viele Rio-Urlauber ein Muss, schließlich sind die alten, offen gestalteten Triebwagen die Wahrzeichen des Kreativviertels Santa Teresa und ein ganz besonderer Nervenkitzel. Nicht zuletzt weil die Cariocas während der Fahrt auf die Wagen aufspringen und als Trittbrettfahrer bis zu ihrem Ziel mitfahren, um dort einfach während der Fahrt vom Triebwagen abzuspringen. Aus diesem Grund sollten Touristen auch bei einer Straßenbahnfahrt mit der „Bonde“ keine auffälligen Fotokameras, Uhren und Schmuck bei sich tragen, denn auch die Taschendiebe von Rio nutzen gerne die guten Fluchtmöglichkeiten dieser Touristenattraktion. Sehenswert in Santa Teresa und ein gut frequentiertes Ausflugsziel für Kulturinteressierte ist auch das Kunst-Museum Chácara do Céu. Hier findet man u.a. Kunstwerke und Malereien von so renommierten Künstlern wie Pablo Picasso, Henri Matisse und Claude Monet.
Beliebte Ausflugsziele sind auch die traumhaften Strände und Buchten im Norden des Bundesstaates Rio de Janeiro. Bevor die Brücke zwischen Rio und Niterói gebaut wurde, war diese Region verkehrstechnisch eher schlecht angebunden, so daß der Tourismus dort eher verzögert Fuß fassen konnte. In der „Região dos Lagos“ bzw. an der Costa do Sol liegen die Ferienorte Cabo Frio, Arraial do Cabo und Búzios. Der kleine Badeort Búzios ist mittlerweile weit über die Grenzen Brasiliens hinaus bekannt und zu einem Reiseziel der Schönen und Reichen geworden. In Arraial do Cabo gibt es viele schöne Tauchplätze mit kristallklarem Wasser und einige romantische Buchten und Strände die man wunderbar auf den dort angebotenen Bootstouren und Schiffsrundfahrten erleben kann. Mit ca. 150 km Entfernung von Rio-Stadt ist Arraial do Cabo ein ideales Ausflugsziel für Wochenendbesucher und darüber hinaus ist der Badeort nicht ganz so elitär und überlaufen wie der Tourismusschwerpunkt Búzios.
Ebenfalls sehenswert in der weiteren Umgebung von Rio de Janeiro ist die alte Kolonialstadt Parati (Paraty). Parati liegt etwa vier Stunden Fahrtzeit von Rio entfernt auf halbem Weg nach São Paulo und steht deshalb eher selten auf dem Ausflugsprogramm der Rio-Urlauber. Der kleine Ort Parati war im 18. Jahrhundert der Umschlagplatz für Gold und Edelsteine aus Ouro Preto bzw. Minas Gerais, bis der sogenannte Goldweg „Caminho Do Ouro“ aufgrund von häufigen Piratenüberfällen verlegt wurde. Parati fiel daraufhin in eine Art Dornröschenschlaf, so daß die prachtvollen alten Villen und Kirchen bis heute erhalten blieben. Die abwechslungsreiche Natur mit Urwald, Bergen und Wasserfällen, sowie die Bucht von Parati mit ihren zahlreichen Inseln und Stränden und die unverfälschte Kolonialarchitektur Paratis machten das Städtchen dann in 1970er Jahren zu einem immer populäreren Ausflusgziel zwischen Rio und Sao Paulo.
Eine weitere Sehenswürdigkeit im Umland von Rio de Janeiro ist die alte Kaiserresidenz Petrópolis. Das ca. 60km im Norden von Rio in den Bergen gelegene Petrópolis war einst die Sommerresidenz der brasilianischen Kaiser. Der ehemalige Palast ist heute die Hauptattraktion der Stadt und ein gut frequentiertes Ausflugsziel, denn dort befindet sich das „Museu Imperial“ mit vielen Reliquien, Antiquitäten und Kunstwerke aus der Kaiserzeit. Eine Weitere Sehenswürdigkeit in Petrópolis ist das Haus des Motorflugpioniers und Erfinders Alberto Santos Dumont. Sehenswert ist auch der Kristallpalast (Palácio de Cristal) und die neugotischen Kathedrale (São Pedro de Alcântara) der Stadt.