Nicht zu Unrecht bezeichnen viele Brasilianer Rio de Janeiro als „Cidade Maravilhosa“, was so viel heißt wie wunderschöne Stadt. Natürlich hat ein so großes Land wie Brasilien zahlreiche sehenswerte Städte und Regionen, aber zumindest für die „Cariocas“, die Einwohner Rios, ist Rio de Janeiro mit Sicherheit und in aller Bescheidenheit die schönste Stadt der Welt. Die ehemalige und heimliche Hauptstadt Brasiliens ist eben eine Stadt der Superlative, nicht nur was Sehenswürdigkeiten, Karneval und Traumstrände angeht.
Rio ist die zweitgrößte Stadt Brasiliens und mit mehr als 6 Millionen Einwohnern im Stadtgebiet, hat sich die Einwohnerzahl in den letzten 50 Jahren nahezu verdoppelt. Die gesellschaftlichen Probleme die daraus erwachsen sind, werden in den vielen Armenvierteln offensichtlich. Die sogenannten „Favelas“ findet man ringsum an den Berghängen bzw. in den Randgebieten der Millionenmetropole. In den Favelas von Rio leben mittlerweile rund 20 Prozent der Stadtbevölkerung. Dort wohnen in relativ primitiven Behausungen die armen Bevölkerungsschichten, jene Menschen, die oftmals als günstige Arbeitskräfte in den Häusern und Wohnungen der Mittel- und Oberschicht als Hausmädchen „Empregadas“ beschäftigt sind oder die als Strand-Verkäufer, Schuhputzer, selbsternannte Parkeinweiser oder in Supermärkten als Tütenpacker für einen Hungerlohn arbeiten. Die bedrückenden Gegensätze zwischen extremer Armut und unglaublichem Reichtum sind dann auch als Ursache für die hohe Kriminalitätsrate auszumachen. Deshalb sollten besonders unternehmungslustige Touristen auf Stadttour durch Rio de Janeiro einige Vorsichtsmaßnahmen beherzigen, um das Risiko für mögliche Diebstähle und Überfälle zu minimieren. Wer sich sicher durch diese wunderschöne Stadt bewegen möchte, sollte versuchen sich den Einheimischen anzupassen bzw. nicht direkt als ausländischer Urlauber aufzufallen. Dazu zählt beispielsweise, auf teure Fotoausrüstung zu verzichten und exklusive Armbanduhren bzw. Schmuckgegenstände abzulegen. Gerade ahnungslose Touristen sind beliebte Opfer der Taschendiebe und trickreicher Kinderbanden. Darüber hinaus sollte man nach Einbruch der Dunkelheit einsame bzw. abgelegene Straßen und unbelebte Strandabschnitte meiden. Solche Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sind zwar schade, sollten aber vom Rio-Reisenden akzeptiert und hingenommen werden, denn zumindest tagsüber kann man sich auf gut frequentierten Plätzen und im Umfeld der zahlreichen Sehenswürdigkeiten relativ sicher und frei bewegen. Wer trotzdem einmal unangenehme Bekanntschaft mit einer Bande Wegelagerer bzw. dem sogenannten „Arrastão“ (organisierter Raubzug) machen sollte, der sollte ohne Zögern und Diskussionen seine Wertgegenstände abgeben und für solche Fälle auch nicht zu wenig Geld mit sich führen.
Trotz dieser Sicherheitsrisiken kommen jedes Jahr unzählige Touristen nach Rio, denn die Faszination und der einzigartige Charme, der von dieser Weltmetropole ausgeht, bleibt jederzeit über alle Zweifel erhaben. Rio de Janeiro liegt im Südosten Brasiliens an der Atlantikküste, genauer gesagt an der Guanabara-Bucht (Baía de Guanabara). Für ausländische Besucher ist das Stadtgebiet von Rio mit seinen vielen Touristenattraktionen der Hauptanziehungspunkt. Dabei wird leicht vergessen oder verwechselt, daß Rio ebenfalls die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates Rio de Janeiro (Abkürzung: RJ) ist. So liegen einige sehenswerte Orte, z.B. Badeorte mit Traumstränden und tropischen Inseln wie Angra dos Reis, Búzios, Cabo Frio oder auch Paratí viele Kilometer von Rio-Stadt entfernt. Wer also die historischen Bauwerke aus der Kolonialzeit, reizvolle Naturparadiese oder tropische Berglandschaften im Umland von Rio (Estado do Rio de Janeiro) genießen möchte, der sollte immer mehrere Autostunden an Fahrtzeit mit einplanen. Einige Beispiele: Die ehemalige Kaiserresidenz Petrópolis liegt ca. 60km nördlich der Stadt. Der Ferienort Búzios mit seinen idyllischen Naturstränden und Fischerdorft-Flair liegt 170km östlich der Millionenmetropole Rio de Janeiro. Die denkmalgeschützte Kolonialarchitektur von Paratí (Paraty) bzw. das Naturschutzgebiet um den Nationalpark Serra da Bocaina liegen 250km von Rio entfernt, auf dem halben Weg nach São Paulo.
Die Stadt Rio de Janeiro selbst verfügt über viele erstklassige Hotels (z.B. Othon Palace, Copacabana Palace, Caesar Park, Sheraton), moderne Einkaufszentren (z.B. Rio Sul, Barra Shopping) und unzählige Restaurants von internationalem Standard. Im eigentlichen Stadtgebiet findet man die bekanntesten Sehenswürdigkeiten und die weltbekannten Wahrzeichen wie den Zuckerhut (Pão de Açúcar) auf der Halbinsel Urca in der Guanabara-Bucht und den Berg Corcovado mit der Christusstatue (Cristo Redentor). Bei guter Sicht hat man vom ca. 400 Meter hohen Zuckerhut und ebenso vom über 700 Meter hohen Corcovado einen spektakulären Ausblick auf die von Bergen und Regenwald umgebene Metropole mit den traumhaften Buchten und wunderschönen Stränden der Atlantikküste.
Der sichelförmige Strand der Copacabana an der Avenida Atlântica (Hauptstraße an der Strandpromenade) fängt zweifelsfrei den Rio-Mythos und das Lebensgefühl der Stadt am besten ein, denn hier gibt es unzählige Restaurant, Bars und Straßencafés. An der „Copa“ pulsiert das Leben und die Lebensfreude noch heute zu jeder Tages- und Nachtzeit. In den 50er- und 60er-Jahren allerdings war das Nachtleben an der Copacabana und im benachbarten Stadtteil und damaligem Künstlerviertel Ipanema nahezu legendär, denn hier lag der Geburtsort der Bossa-Nova-Musik (z.B. Garota de Ipanema – Girl From Ipanema von Antônio Carlos ‚Tom‘ Jobim und Vinícius de Moraes).
Heute hat die Copacabana, der vielleicht bekannteste Strand der Welt, leider etwas von seinem einstigen Charme verloren. An den Wochenenden der heißen Sommermonate, zwischen November und März, bevölkern hunderttausende Cariocas und Touristen den ca. 3km langen Strandstreifen zwischen dem „Pedra do Leme“ bzw. „Forte Duque de Caxias“ und der „Forte de Copacabana“ (Copacabana-Festung). Dabei ist die Copacabana weder Rios längster, sauberster noch schönster Strand und selbst bei den Einheimischen gelten die nahegelegenen Strände von Ipanema und Leblon mittlerweile als die bessere Wahl. Die Copacabana ist nur die touristische Lebensader und das Aushängeschild der Stadt, mit dem allgegenwärtigen Körperkult und dem Sehen und Gesehen werden. Die einsameren und schöneren Vorzeigestrände liegen weiter außerhalb, denn an Rios Küstenregion reiht sich nahezu Strand an Strand. Die berühmtesten Strände sind zwar immernoch Copacabana, Arpoador, Ipanema und Leblon, aber diese weltweite Bekanntheit kommt nicht von ungefähr, da diese Strandbereiche ohnehin dicht nebeneinander im Zentrum des Massentourismus liegen.
Nur wenige Kilometer ausserhalb der Stadt, natürlich abgegrenzt durch den Felsenberg bzw. Hügel „Morro dos Dois Irmãos“ finden sich die „neueren“ und abgelegeneren Strände von Rio. Über 2 Tunnel und die doppelstöckige Brücke der Küstenstraße (Avenida Niemeyer) gelangt man von São Conrado zum 17km langen Strand von Barra da Tijuca. Weitere weitgehend naturbelassene Badestrände folgen im Anschluß an die „Barra“, so z.B. der Strand „Recreio dos Bandeirantes“ oder „Prainha“, das Surferparadies „Grumari“ oder auch Praia da Brisa (Barra de Guaratiba). Wer eine spontane Stippvisite plant, sollte aber bedenken, daß die Entfernung zwischen Copacabana und dem Strand von Grumari bereits ca. 50km beträgt und dieser abgelegene Strand nur mit dem Auto bzw. Bus bequem zu erreichen ist. Und am Spätnachmittag und Abend gehört sowieso das Spazieren an der Copacabana und das Flanieren durch die belebten Einkaufsmeilen in Ipanema zum Pflichtprogramm.
Die Haupteinkaufsstraße in Ipanema (Rua Visconde de Pirajá) bietet neben vielen eleganten Boutiquen und exklusiven Geschäften mit der neuesten Mode auch Niederlassungen weltbekannter Juweliere. Im Stadtteil Ipanema findet man eine Filiale von Amsterdam Sauer und den Hauptsitz des Juweliers deutscher Herkunft, Hans Stern (H. Stern), jeweils mit angeschlossenem Edelsteinmuseum. Da Brasilien zu den Ländern mit den größten Edelsteinvorkommen zählt, können Edelsteine bzw. Halbedelsteine (Amethyst, Rosenquarz, Aquamarine, Smaragde, Topas, Turmaline oder Opale) in Rio oftmals relativ günstig eingekauft werden. Dennoch besteht auch hier die Gefahr, daß ein gutgläubiger Tourist bei einem vermeintlichen Edelstein-Händler nur synthetische Steine erwirbt. Deshalb sollte man vielleicht doch die Gelegenheit nutzen und im Anschluß an eine Werkstatt- und Schleifereibesichtigung bei H. Stern oder Amsterdam Sauer seine Schmuck-Souvenirs kaufen. Einen Einkaufsbummel der besonderen Art bietet an Sonntagen der sogenannte Hippie-Markt von Ipanema auf dem Platz „Praça General Osório“ (an der Rua Prudente de Morais). Dort wird vom traditonellen Kunsthandwerk und Handarbeiten (dem Artesanato, d.h. Keramik, geschnitzte Figuren und Bilder, Schmuck, Tücher, Decken und trad. brasilianische Musikinstrumente), über die neueste, winzige Bikini-Mode, bis hin zum kitschigen Rio-Souvenir so ziemlich alles angeboten. Ansonsten gibt es in ganz Rio de Janeiro noch viele erstklassige Geschäfte in den zahlreichen modernen und klimatisierten Shopping Malls amerikanischer Prägung.
Wer in Rio ein gutes Restaurant sucht, der hat die Qual der Wahl, denn ausgezeichnetes Essen ist ebenfalls eine große Leidenschaft der Cariocas. Deshalb sollte man für das leibliche Wohl unbedingt einen speziellen Restaurantführer oder einen ausführlichen und aktuellen Rio-Reiseführer zu Rate ziehen, sofern man die Gourmet-Tempel oder ausgewiesenen Spezialitäten-Restaurants der Weltstadt finden bzw. aufsuchen möchte. Trotzdem wird man wohl immer einen ortskundigen Fremdenführer oder gut informierten Taxi-Fahrer benötigen, um die echten Geheimtipps und momentan angesagtesten Restaurants von Rio aufzuspüren.
Allgemein betrachtet kann man sagen, daß die traditionelle brasilianische Küche hauptsächlich von der portugiesischen Kolonialherrschaft und den westafrikanischen Sklaven beeinflußt wurde. Daneben spürt man heutzutage an vielen Orten den Einfluss der nordamerikanischen Nachbarn und teilweise auch ein gewisses kulinarisches Erbe der deutschen, italienischen und japanischen Einwanderer. Aufgrund dieser Internationalität bleibt es schwierig eine eigenständige Brasilianische Küche abzugrenzen. Jedenfalls ist die „Feijoada“ das brasilianische Nationalgericht, ein Reis-Bohneneintopf mit Fleisch(resten) zu dem Farofa (geröstetes Maniok-Mehl) serviert wird. Allgemein bekannt und in jeder Bäckerei zu finden sind auch die „Käsebrotkugeln“ – Pão de Queijo. Viele weitere Gerichte sind eher typisch für die Bahianische Küche (Comida Baiana) wie Acarajé oder die Moqueca (Fisch-Eintopf). Darüber hinaus ist die häufige Verwendung von schwarzen Bohnen, Reis und Maniok als gängige Zutaten/Beilagen als durchaus charakteristisch anzusehen. Besonders beliebte Restauranttypen sind die Churrascarias, spezielle Grill- bzw. Barbecue-Restaurants, wo man am traditionellen „Rodizio“-Essen teilnehmen kann. Rodizio ist jedoch kein Gericht auf der Speisekarte, sondern eher ein typisch brasilianisches All-Inclusive-Konzept. Beim Rodizio zahlt man einen Festpreis und bekommt diverse gebratene Fleischspezialitäten direkt vom großen Grillspieß auf den Teller geschnitten. In regelmäßigen Abständen umrundet ein Kellner mit neuen Fleischsorten die Tische der Gäste und man darf nach Belieben zugreifen – solange man will! Selbstverständlich umfasst dieses Angebot die bekanntesten Fleischsorten (Rumpsteak, Entrecôte, Filet Mignon, Picanha, Schweinefilet, Putenbrust im Speckmantel, Würstchen), ebenso wie exotische Spezialitäten (Hühnchenherzen, Leber oder Cupim, der Höcker der Zebu-Rinder) und auch ein Salat- und Beilagenbuffet mit div. Gemüsesorten, Farofa oder Palmito (Palmenherzen).
Die vielleicht namhaftesten Churrascarias bzw. Rodizio-Restaurants in Rio sind das Marius am Anfang der Copacabana (Leme), das Porcão in Ipanema und die ausgesprochene Touristen-Churrascaria Plataforma in Leblon mit Karnevals- und Samba-Show im Anschluß. Darüber hinaus gibt es in Rio de Janeiro eine riesige Auswahl an Fisch-Lokalen und Bars in Strandnähe, wo man frische Krabben (die Camarões) und viele weitere Meeresfrüchte (Langusten, Krebse) essen kann. In den kleinen Bars und Strandbuden bekommt man dann auch weitere Rio-Spezialitäten wie Frango a Passarinho (frittiertes Huhn mit Knoblauch) oder Gerichte mit Bacalhau (getrockneter Kabeljau-Stockfisch). Als brasilianische Nationalgetränke können Cerveja (Bier), Caipirinha (aus Cachaça, Limetten, weißem Rohrzucker und Eisstücken), Batida de Coco (Kokosmilch-Cachaça-Mixgetränk), Cafézinho (ein kleiner, tiefschwarzer Kaffee der mit viel Zucker getrunken wird), Guaraná (ein Erfrischungsgetränk zw. Beeren-Limonade und Energy-Drink) und Mate Tee (Stechpalmen-Teeaufguß) genannt werden.
Zu den alljährlichen Tourismus-Hauptattraktionen gehört natürlich auch der Karneval (Carnaval do Rio). Die schillernde und farbenprächtige Parade der Sambaschulen gehört zu den größten Straßenfesten der Welt und zieht im Februar bzw. März hundertausende Besucher und Reisende nach Rio. Wer die Karnevalszeit in Rio verbringen will, der sollte wissen, daß auch in Rio die Karnevalstage bewegliche Feiertage sind, und daß die typischen Fernsehbilder vom Rio-Karneval immer vom Karnevals-Sonntag und Rosenmontag stammen. Dann findet nämlich die (nächtliche) Parade der Sambaschulen im 1984 erbauten Sambódromo statt, auf dessen Tribünen ca. 90000 zahlende Zuschauer einen Zuschauerplatz finden. Es gibt also keinen richtigen Straßenkarneval, denn die außergewöhnlichen Kostüme, die ohrenbetäubenden Trommler-Fußgruppen (Baterias) und die geschmückten Paradewagen findet man nur im Sambódromo. Ansonsten gibt es noch „private“ Karnevalsveranstaltungen (Karnevals-Bälle und -Feste) in den Hotels, Diskotheken und Clubs der Stadt. Trotzdem ist die gesamte Karnevalszeit in ganz Rio ein großes Spektakel mit kleineren Samba-Umzügen (den Blocos) an fast jeder Ecke, wo oft ausgelassen und mit Samba-Rhythmen bis in die Morgenstunden gefeiert wird. Außerhalb der Karnevalszeit müssen Rio-Touristen aber auch nicht völlig auf Samba, Capoeira-Performances und federgeschmückte Mulattinnen verzichten, da auch die Samba-Shows im „Scala Rio“, „Plataforma“ und „Oba Oba“ allabendlich ein wenig Karnevalsstimmung vermitteln.
Wer ohnehin keine Lust auf Samba und den Karnevalstrubel hat, der sollte sich bei seinem Rio-Urlaub von der landschaftlichen Kulisse der Metropole beeindrucken lassen, denn neben unzähligen Parks und kleineren Parkanlagen besitzt Rio einen eindrucksvollen Botanischen Garten (Jardim Botânico) und mit 39,72 km² eines der größten städtischen Waldgebiete der Welt, den Nationalpark Floresta da Tijuca (Parque Nacional da Tijuca).
Nachfolgend einige weitere Attraktionen und Sehenswürdigkeiten im Stadtgebiet und Umland von Rio de Janeiro: